Ach, Google! Das Ranking dieser Suchmaschine hat bereits zahlreiche Websitebetreiber an den Rand der Verzweiflung getrieben. Eine ganze Branche widmet sich mit großer Hingabe der Suchmaschinenoptimierung (SEO). Das ultimative Ziel: Top-Rankings für die Websites der Auftraggeber zu erreichen, um ihre Online-Sichtbarkeit zu garantieren. Doch die Realität ist leider weitaus komplexer. Deshalb sind ständige Anpassungen von Taktiken und Werkzeugen im Suchmaschinenmarketing (SEM) erforderlich, um Schritt zu halten mit den Updates von Google. In diesem Zusammenhang möchte ich heute genauer auf den Sichtbarkeitsindex eingehen, ein prominenter Aspekt im Suchmaschinenmarketing.
Beim Sichtbarkeitsindex handelt es sich um einen Indikator für die Sichtbarkeit einer bestimmten Website im Google Ranking. Die Kennzahl des Sichtbarkeitsindex wird zur Bewertung der Sichtbarkeit einer Website in den Suchmaschinen-Ergebnissen herangezogen. Anbieter wie SISTRIX, Searchmetrics oder Xovi stellen in ihren Tools Verläufe dar, anhand derer man die Entwicklung der Website hinsichtlich der Sichtbarkeitskennzahl beurteilen kann. Das klingt sehr, sehr praktisch, oder nicht? Ist es auch – aber der Index darf nicht als ultimative Zahl interpretiert werden. Er ist eins von vielen Puzzleteilen, die Auskunft über den Wert einer Seite geben können. Der Sichtbarkeitsindex ist nur ein Aspekt, der bei der SEO Analyse verwendet wird. Ebenfalls nicht unwichtig: Die verschiedenen Anbieter von SEO Tools nutzen für ihre Berechnungen unterschiedliche Grundlagen, sodass der Sichtbarkeitsindex je nach Tool oder Plattform variieren kann. Es gilt aber allgemein: Je höher die Website in den Suchergebnissen für relevante Suchanfragen erscheint, desto höher ist in der Regel ihr Sichtbarkeitsindex.
Alle Anbieter verwenden sehr große Mengen an Keywords – zwischen Hunderttausenden und Millionen –, um einen Pool zu erstellen. Von diesen Begriffen werden regelmäßig die 100 höchsten Rankings ermittelt. Die Themen dieser Keywords sind sehr breit gefächert. So soll eine möglichst aussagekräftige Datenmatrix entstehen. Darüber hinaus werden zwei weitere Werte eingerechnet: a) der Traffic, den die Position dieses Keywords voraussichtlich bringt, und b) der Traffic, der durch den Begriff selbst zustande kommt.
Der bekannteste Sichtbarkeitsindex in Deutschland stammt vom Anbieter SISTRIX: Sistrix Sichtbarkeitsindex. Er beruht auf einem Keywordset von 250.000 Begriffen, aus dem wöchentlich die Top-100-Positionen der organischen Suchergebnisse erfasst werden. Rund z zehn Prozent der Keywords bestehen aus aktuellen Suchbegriffen wie „News“, „Wetter“ oder „Restaurants in der Nähe“.
Heraus kommt ein Wert, der die Sichtbarkeit der Website bei Google abbildet. Dabei muss man aber beachten, dass die Werte abhängig von den Berechnungen des jeweiligen Anbieters sind – ein Vergleich mehrerer Websites oder verschiedener Zeitpunkte ist also nur dann sinnvoll, wenn die Daten vom selben Tool stammen.
Eins kann ich schon vorwegnehmen: Die alleinige Konzentration auf einen Wert können Sie sich in den allermeisten Fällen sparen. Zum Beispiel ist der Index bei Nischenseiten, die sich einem sehr speziellen und wenig populären Thema widmen, nicht besonders aussagekräftig. Suchbegriffe, die für das Nischenthema sehr wichtig sind, sind es im Keywordset des Index eher nicht. Daraus folgt, dass kleinere Websites mit außergewöhnlichen Inhalten einen kleineren Sichtbarkeitswert erzielen. Es kann aber auch vorkommen, dass ein unpopuläres Keyword plötzlich mit einem relativ hohen Wert ins Ranking einsteigt – das befördert die Sichtbarkeit der Nischenseite dann in sehr kurzer Zeit erheblich, ohne dass der Traffic tatsächlich zugenommen hätte. Richtet man sich also nur nach diesem einen Wert, verzerrt das den Blick auf die reale Entwicklung der Seite.
Kurz gesagt: Eine hohe Sichtbarkeit steht nicht automatisch für höheren organischen Traffic. Organisationen, die das Nutzerverhalten und die Reichweite von Websites analysieren und neutral bewerten, stellen die Sichtbarkeit nicht an erste Stelle, wenn es um die Performance einer Seite geht.
Darüber hinaus zeigt der Index nicht immer den aktuellen Stand, sondern beruht auf Daten, die je nach Aktualisierungsrhythmus des Tools auch schon ein paar Tage alt sein können. Der Sichtbarkeitswert kann auch keine Aussage über die Qualität des Traffics oder die Zahl der zu erwartenden Conversions treffen. Es ist nicht unüblich, dass die Sichtbarkeit sinkt, der Traffic aber gleichzeitig steigt – oder umgekehrt. Diese Punkte sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie ein SEO-Tool verwenden.
Die Verwendung macht immer dann Sinn, wenn man ihn als Näherungswert betrachtet. Er kann Aufschluss darüber geben, wie sich eine Website aus SEO-Sicht entwickelt, sollte aber nicht als einzige Kennzahl für die SEO Analyse herangezogen werden.
Wie sich der Wert im zeitlichen Verlauf verändert, kann Erkenntnisse liefern, die für die digitale Strategie sehr wichtig sind: Zum Beispiel können die Resultate von SEO Maßnahmen geprüft oder die Auswirkungen von Google-Updates beobachtet werden. Auch für Vergleiche mit den Wettbewerbern eignet sich der Index gut.
Bei einigen SEO-Tool Anbietern gibt es die Möglichkeit, eigene Keywordsets zu definieren, um einen spezifischen Sichtbarkeitsindex zu berechnen. Das ist eine sinnvolle Maßnahme, denn so lässt sich der Stand im Wettbewerb besser beurteilen. Dafür definiert man möglichst viele relevante Suchbegriffe als Grundlage für die Berechnung – mindestens 100 sollten es schon sein.
Je mehr Inhalte auf der Website sind, desto mehr kann zu Keywords gerankt werden. Deshalb ist das Credo: Content, Content, Content! So erhöht man die Chance, mit weiteren Keywords zu ranken und die Sichtbarkeit zu erhöhen. Aber Achtung: Hier gilt trotzdem Qualität vor Quantität. Inhalte, die einen Mehrwert für Nutzer bieten, werden von der Suchmaschine bevorzugt behandelt. Um die Gesamtsichtbarkeit der Website zu verbessern, kann man versuchen, auf Keywords zu ranken, die ein höheres Suchvolumen haben. Dabei muss man aber zwischen einem höheren Suchvolumen und einem höheren Wettbewerb auf dieses Keyword abwägen. Eine dritte Möglichkeit ist das Verbessern der Rankings. Dazu kann man Keywords auswählen, die auf der zweiten Seite der SERPs ranken, und versuchen, den Content zu optimieren.
Eine Metrik wie der Sichtbarkeitsindex lässt sich nicht pauschal als sinnvoll oder überflüssig beurteilen. Denn es kommt ganz darauf an, wie er in die SEO-Infrastruktur eingebunden ist. Während der Wert sich nicht dazu eignet, den Traffic einer Seite zu verfolgen, gibt er dennoch wertvolle Anhaltspunkte zur langfristigen Entwicklung einer Website. Denken Sie daran, wenn Sie sich mit der nächsten Website Optimierung beschäftigen. Es lohnt sich, den Sichtbarkeitsindex zu prüfen und im Auge zu behalten.
Haben Sie schon Erfahrungen mit der Sichtbarkeit Ihrer Homepage gesammelt, und wie wichtig ist Ihnen der Wert? Ich freue mich über Ihre Meinung hier im Blog oder gerne auch per E-Mail.