Eine Broschüre für den Druck vorbereiten
Früher war alles einfacher! Damals im Kindergarten habe ich ein schönes Motiv aus einer Kartoffel geschnitzt, in Farbe getunkt und dann munter das ganze Papier (mitunter auch den Tisch) voll gestempelt. Jetzt sitze ich vor meiner fertigen Broschüre und muss diese für den Druck vorbereiten. Help! Wenn es Ihnen genauso geht, ist das hier der richtige Blogartikel für Sie. Lesen Sie, wie man eine Broschüre richtig für den Druck vorbereitet und Fehler dabei vermeidet.
Sie haben eine Broschüre erstellt, Texte, Bilder und Grafiken eingefügt und möchten jetzt Ihre Broschüre drucken lassen. Leider schleichen sich dabei häufig Fehler ein, sodass das Ergebnis dann nicht den Erwartungen entspricht. Die Farben stimmen nicht, Bilder oder Textes sind angeschnitten oder die Bindung verschluckt einen Teil des Textes. Um diese Fehler zu vermeiden, sollten Sie bereits beim Anlegen des Dokuments einige Dinge berücksichtigen.
Das Dokumentenformat | Die Beschnittzugabe
Nehmen wir an, Sie möchten eine Broschüre in DIN A4 erstellen. Damit die Druckerei Ihre Datei richtig verarbeitet kann, muss eine sogenannte Beschnittzugabe (ca. 2- 3 mm) um Ihr Dokument mit angelegt werden. Der Beschnitt, auch Anschnitt genannt, bezeichnet den Rand, der über das Endformat der Drucksache hinausragt und von der Schneidemaschine entfernt wird.
Wenn Sie den Beschnitt nicht hinzufügen, dann können nach dem Anschnitt Blitzer, also weiße Kanten, entstehen. Haben Sie Hintergründe oder auch Grafiken vorgesehen, die bis an den Rand der Seite gehen, dann müssen auch diese im Überformat, das heißt über das eigentliche Dokumentenformat (z.B. DIN A4) hinaus angelegt werden, damit keine weißen Ränder, sogenannte Blitzer, an den Rändern entstehen.
Das hat folgenden Hintergrund: Da mehre Dokumente gleichzeitig auf großen Druckbögen gedruckt werden, kommt es zu Druck- und Schneidedifferenzen. Um diese auszugleichen und einen gewissen Puffer zu haben, muss eine Beschnittzugabe angelegt werden. Diese wird dann nach dem Druck von der Druckerei abgeschnitten, damit sich eine saubere Kante ergibt und das richtige Endformat erreicht wird.
Das PDF, das Sie dann an die Druckerei versenden, muss also 2–3 mm größer als das eigentliche Format, das Sie erhalten möchten.
Der Sicherheitsabstand
Bei allen Seiten sollten Sie einen Sicherheitsabstand mit einkalkulieren. Legen Sie dazu alle Elemente in Ihrem Dokument mit einem Abstand von ca. 3 mm zu allen Seitenrändern an, damit nichts vom Text oder Grafiken abgeschnitten wird.
Besonders bei Innenseiten sollten Sie den Sicherheitsabstand mit einkalkulieren, damit keine Textelemente im Bund (Falz) verschwinden.
Je nachdem welche Bindung Sie wählen, müssen Sie für den Sicherheitsabstand zu dem Seitenrand mehr Platz einkalkulieren. Eine Ringbindung zum Beispiel benötigt weniger Platz, als eine Buchschraubenbindung.
Mehr zum Thema Bindung bei Broschüren lesen Sie in unserem Artikel »Welche Bindungen gibt es bei Broschüren?«
Der Farbraum
Haben Sie Ihre Broschüre am Computer erstellt, dann liegen Ihre Daten vermutlich im RGB-Modus (Rot, Grün, Blau) vor, denn die Darstellung am Computermonitor wird mit Lichtfarben Rot, Grün und Blau. Gedruckt wird hingegen mit den Druckfarben CMYK (Cyan, Magenta, Yellow und Key {Schwarz}) – dem subtraktiven Farbmodell. Damit Ihre Farben in der Monitordarstellung, mit denen im Druck übereinstimmen, müssen Sie Ihre Daten von RGB in CMYK umwandeln, denn nicht alle RGB-Farbtöne können im CMYK-Modell wiedergegeben werden. In professionellen Layoutprogrammen ist das möglich, in den gängigen Textverarbeitungsprogrammen leider nicht.
Um den Farbunterschied möglichst gering zu halten, werden der Datei sogenannte Farbprofile (ICC-Profile) zugewiesen. Fragen Sie bei der Druckerei nach dem zu verwendenden Profil und fügen Sie das Profil in der Datei hinzu.
Die Druckfarben sind auch abhängig von dem jeweiligen Druckverfahren (Offset/Bilderdruck) und dem verwendeten Papiermaterial (gestrichen/ungestrichen), welches verwendet wird.
Manchmal ist es auch möglich, dass die Druckerei die gelieferten PDF-Daten für Sie von RGB in CMYK umwandeln.
Sonderfarben und Druckveredelung
Sonderfarben sind spezielle, vorkonfigurierte Farben, die nicht durch den herkömmlichen CMYK-Druck (Cyan, Magenta, Yellow, Key/Schwarz) erzeugt werden können. Ein bekanntes Beispiel ist das Pantone-Farbsystem, das standardisierte Farben bietet, um konsistente Druckergebnisse zu erzielen. Diese Farben werden in einem separaten Farbkanal angelegt und individuell gemischt, um exakte Farbtöne zu gewährleisten, die im CMYK-Modus schwer zu erreichen sind, wie z.B. ein leuchtendes Orange oder ein tiefes Blau.
Druckveredelung bezieht sich auf spezielle Techniken, die einer gedruckten Broschüre ein hochwertigeres Aussehen und Gefühl verleihen. Zu den gängigsten Veredelungstechniken gehören:
Lackierung: Eine transparente Schutzschicht, die auf das Druckmaterial aufgetragen wird. Es gibt verschiedene Arten wie UV-Lack, der bestimmte Bereiche hervorhebt, oder Mattlack, der ein glattes Finish erzeugt.
Prägung: Bei dieser Technik wird das Papier in eine bestimmte Form gepresst, um ein erhabenes oder vertieftes Design zu schaffen, das eine fühlbare Textur verleiht.
Folierung: Eine dünne Folie, oft in Gold, Silber oder anderen Metallic-Farben, wird auf das Druckmaterial aufgebracht, um bestimmte Bereiche hervorzuheben und ihnen ein glänzendes, metallisches Finish zu verleihen.
Spot-UV: Eine Art von Lackierung, bei der bestimmte Teile des Drucks, wie Logos oder wichtige Textelemente, mit einer glänzenden Beschichtung versehen werden, während der Rest matt bleibt.
Diese Techniken sollten frühzeitig in der Designphase geplant und mit der Druckerei abgestimmt werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt und effektiv umgesetzt werden können.
Der Farbauftrag
Der Farbauftrag sollte sorgfältig gewählt werden, um optimale Druckergebnisse zu erzielen. Ein Mindestfarbauftrag von 5 % ist in den meisten Fällen erforderlich, damit die Farbe sichtbar ist. Der maximale Farbauftrag sollte 300 % nicht überschreiten, um Probleme bei der Trocknung zu vermeiden und zu verhindern, dass die Druckbögen beim Stapeln aneinander haften. Beachten Sie jedoch, dass diese Werte je nach Papierart, Druckverfahren und speziellen Anforderungen variieren können. In solchen Fällen lohnt es sich, eng mit einem erfahrenen Druckdienstleister zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die spezifischen Druckbedingungen optimal berücksichtigt werden. Bei Expressdrucken empfiehlt es sich, den Farbauftrag auf höchstens 260 % zu begrenzen, um Trocknungsprobleme zu minimieren, aber auch hier sollten die spezifischen Druckbedingungen berücksichtigt werden.
Auflösung von Bildern und Grafiken
Die Auflösung ist vor allen Dingen von dem Betrachtungsabstand abhängig. Je näher man das Dokument betrachtet, desto höher sollte auch die Auflösung sein. Bei einer Broschüre wählen Sie deshalb am besten eine Auflösung von min. 300 dpi. (Dots per Inch beschreibt die Punktdichte innerhalb einer Linie eines Inchs)
Schriften
Üblicherweise wird empfohlen, den Text nicht kleiner als 6 pt zu setzen, da er dann zwar noch gedruckt werden kann, aber kaum mehr lesbar ist. Bei weißer Schrift auf sehr dunklem Hintergrund kann eine 6-pt-Schrift auch kaum mehr gedruckt werden.
Außerdem sollten Sie alle Schriftelemente in das Dokument einbetten oder in Pfade umwandeln. Das geht in den gängigen professionellen Layoutprogrammen oder geschieht automatisch bei der Umwandlung in ein PDF. Werden Schriften nicht in Pfade umgewandelt, dann werden sie gegebenenfalls nicht richtig oder gar nicht gedruckt.
Das Dateiformat
Für eine optimale Druckqualität ist das PDF-Format nach wie vor der Industriestandard. Es gibt jedoch verschiedene PDF-Standards, die je nach Ihren spezifischen Druckanforderungen gewählt werden sollten:
-
PDF/X-1a: Dieses Format ist ideal für einfache Druckaufträge, bei denen alle Farben in den CMYK-Farbraum konvertiert werden müssen. Es unterstützt keine Transparenzen oder Ebenen, was es für grundlegende Druckanforderungen geeignet macht, bei denen Farbgenauigkeit und Konsistenz entscheidend sind.
-
PDF/X-3: Dieses Format erlaubt neben CMYK auch RGB-Farben. Es wird oft für Druckaufträge verwendet, bei denen Farbprofile flexibel gehandhabt werden müssen, z. B. bei der Verwendung unterschiedlicher Druckprozesse. Transparenzen werden jedoch nicht unterstützt, was es weniger geeignet für komplexe Designs macht.
-
PDF/X-4: Dies ist der empfohlene Standard für komplexere Druckaufträge. Es unterstützt Transparenzen und Ebenen sowie die Verwendung von Sonderfarben wie Pantone. Diese Flexibilität macht es ideal für hochwertige Druckaufträge, bei denen exakte Farbwiedergabe und detaillierte Grafiken entscheidend sind.
-
PDF/X-5: Dieses Format wurde für Arbeitsabläufe entwickelt, bei denen mehrere PDF-Dateien kombiniert werden müssen. Es ist nützlich, wenn Teile einer Druckdatei von verschiedenen Quellen stammen, wie z. B. bei Co-Branding-Projekten oder gemeinschaftlichen Publikationen.
-
PDF/X-6: Der neueste Standard bietet erweiterte Unterstützung für variable Daten und moderne Druckprozesse. Es wurde entwickelt, um die Anforderungen an hochentwickelte Druckumgebungen zu erfüllen, insbesondere bei der Arbeit mit großen Datenmengen oder spezifischen Farbanforderungen.
Empfehlung
Für den Broschürendruck ist das PDF/X-4-Format besonders zu empfehlen, da es Transparenzen und Sonderfarben unterstützt und somit die beste Wahl für professionelle Druckergebnisse ist. Stellen Sie sicher, dass Sie eng mit Ihrer Druckerei zusammenarbeiten, um das geeignete Format für Ihren speziellen Druckauftrag auszuwählen. Das Verständnis dieser Formate und ihre korrekte Anwendung kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Druckergebnis ausmachen.
Fazit
Berücksichtigen Sie die Tipps zu Formaten, Farben etc., dann werden Sie mit dem Druckergebnis Ihrer Broschüre zufrieden sein. Haben sich noch Fragen rund um das Thema Broschüren ergeben, dann helfen wir Ihnen gerne bei der Erstellung einer Broschüre weiter.
Als Senior Projektmanagerin Marketing steuerte sie bei vierviertel Inbound- und weitere Marketingprojekte. Sie hat zahlreiche Blogartikel zu interessanten Marketingthemen verfasst und somit den Online-Auftritt von vierviertel maßgeblich mitgestaltet. Ihre Beiträge werden von unseren anderen Autoren stets auf dem neusten Stand gehalten und ergänzt.